Biografie

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Nanine Linning (Amsterdam, 1977)

Nanine Linning (Amsterdam, 1977) verlässt in ihren Arbeiten gerne ausgetretene theatrale Pfade und lässt Tanz nahtlos in Design, Video, Musik und Bildende Kunst übergehen. Spartenübergreifend und multidisziplinär bietet die Verbindung von Tanz mit Oper, Konzert und Installationen einen Variantenreichtum an Bühnenformaten. Nanine Linning entwirft Gesamtkunstwerke, die auf einen sehr interdisziplinären Ansatz sowie kulturgeschichtliche und sozialkritische Aspekte setzen. Sie entwirft bildgewaltige und poetische Tanzproduktionen, geprägt von einer starken, eingängigen Bildsprache. Als künstlerische Leiterin und Entrepreneurin baut sie Brücken zwischen Kunst und Gesellschaft. Ihre enge Zusammenarbeit mit international renommierten Künstler*innen und Wissenschaftler*innen spiegelt sich im breiten Spektrum ihrer Projekte wider, die europäische Koproduktionen und Tourneen, Ausstellungen und Installationen umfassen. 

Zu Nanine Linnings langjährigen künstlerischen Partner*innen gehören die Dramaturgin und Beraterin Peggy Olislaegers, der Tänzer und choreografische Assistent Kyle Patrick, die Haute Couture-Designerinnen Iris van Herpen und Irina Shaposhnikova, der Philosoph Jappe Groenendijk, Designer Bart Hess, Komponisten Michiel Jansen, Jacob ter Veldhuis, Alexey Retinsky sowie der Dirigent Teodor Currentzis. Linning arbeitete für sechs ihrer Tanzproduktionen mit der Haute-Couture-Designerin Iris van Herpen zusammen. Ihre Kreationen und Kollaborationen wurden in verschiedenen Museen präsentiert, darunter Foam, Stedelijk Museum Den Bosch, Netherlands Architecture Institute (NAI), Centraal Museum Utrecht und der Staatsgalerie Stuttgart.

Nanine Linning studierte an der Rotterdamer Tanzakademie (CODARTS) und schloss ihr Studium mit dem Bachelor of Arts ab. Während ihrer Ausbildung assistierte sie William Forsythe und Dana Caspersen bei deren Tanzfilm From A Classical Position im Jahr 1999. 

Von 2000 bis 2006 war Nanine Linning Hauschoreografin des Rotterdamer Scapino Balletts, bevor sie sich ab 2006 auf ihre eigene Amsterdamer Dance Company Nanine Linning konzentrierte, mit der sie sich verstärkt der Kreation von Tanzopern, Musiktheater und Film widmete. Neun abendfüllende Produktionen entstanden, so u.a. BACON (2005), ein Stück über den Maler Francis Bacon, für welches sie 2006 den Swan für die beste Tanzproduktion der Niederlande erhielt und das nach über 100 Vorstellungen weltweit noch immer zum Repertoire des Ensembles gehört. Es folgte CRY LOVE (2006), eine multimediale Performance zwischen Tanz und Video-Installation für das Holland Festival. Im Zuge dessen kreierte sie in 2007 Cry Love Dinner (in Zusammenarbeit mit Food-Designer Remco Vellinga und 20 Tänzern) sowieDOLBY (2008), für das sie 2010 mit dem De-Mus-Preis geehrt wurde.  Ihre Tanz- und Videoproduktion ENDLESS SONG OF SILENCE (2010) kreierte sie mit der 3. Sinfonie von Henryk Górecki, für das Nanine Linning 2010 den Theaterkritik-Preis erhielt. Aus ENDLESS SONG OF SILENCEentstand das Rechercheprojekt CORTEX (2010), bei dem sie gemeinsam mit neun Neurowissenschaftler*innen, Neurobiolog*innen und Neuropsycholog*innen die emotionalen Reaktionen des Publikums erforschte. 

Im August 2009 wurde sie zur Künstlerischen Leiterin der Dance Company Nanine Linning  am Theater Osnabrück ernannnt. Dort kreierte sie SYNTHETIC TWIN (2009) mit Iris van Herpen und VOICE OVER (2010) mit Komponist Michiel Jansen, für das sie 2012 für den deutschen Theaterpreis Der FAUST nominiert wurde. Puccinis MADAMA BUTTERFLY markierte ihr Debut als Opern-Regisseurin im Jahr 2010. Mit ihrer erfolgreichen Produktion REQUIEM(2011), einer Koproduktion mit dem Theater Osnabrück und der Dance Company Nanine Linning zu Gabriel Faurés Musik für über 90 Mitwirkende (Tänzer*innen, Sänger*innen, Musiker*innen, Chorsänger*innen und Solist*innen), spielte sie mehr als 30 Aufführungen in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz.

Zusammen mit Filmregisseurin Clara van Gool entstand in 2012 ein Fernsehwerbespot für das Warenhaus de Bijenkorf, der von gut 11 Millionen Zuschauern allein in den Niederlanden gesehen wurde. Dieser Werbespot gewann einen silbernen und einen bronzenen Preis von EPICA, den internationalen Advertising Awards. Bei Produzent Beat the Dutch entstand die Dokumentation Nanines Passion (2012, 45 min) über die Arbeit von Nanine Linning, die im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt sowie in ausgewählten Kinos gezeigt wurde. Im gleichen Jahr wurde Nanine angeboten, ihre Arbeit bei TED x Amsterdam zu präsentieren.

Von 2012 bis 2018setzte Nanine Linning ihre Arbeit als Künstlerische Leiterin und Chefchoreografin der neugegründeten Dance Company Nanine Linning am Theater und Orchester Heidelberg fort. Ihre erste Heidelberger Produktion ZERO in der Ausstattung von Haute Couture-Designerin Iris van Herpen kam im Januar 2013 zur Uraufführung und wurde gleich für den deutschen Theaterpreis Der FAUST nominiert. ZERO eröffnete u.a. die Mercedes-Benz Fashion Week in Amsterdam und wurde von der  Tanzcompagnie Konzert Theater Bern im Oktober 2013 als Schweizer Erstaufführung in das Repertoire übernommen. 

Im Jahr 2014 kam mit Philip Glass‘ ECHNATON mit Tänzer*innen, Chor, Solist*innen und Orchester in der Regie und Choreografie von Nanine Linning zur Premiere.

2015 choreografierte Linning HIERONYMUS B., ein getanztes Triptychon über das Leben und das Werk des Niederländischen Malers Hieronymus Bosch. Im Februar 2016 fiel Linning die Ehre zuteil, mit HIERONYMUS B. die Feierlichkeiten zum 500. Todesjahr des Malers in der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch im Beisein des niederländischen Königspaares zu eröffnen.

Mit der Produktion SILVER (2015), einer tänzerischen Reflexion über die Zukunft des Menschen in einer von Technologie dominierten Zukunft, bereicherte Linning ihr Bewegungsidiom in Zusammenarbeit mit dem High-Tech Material-Designer Bart Hess. Im gleichen Jahr wurde sie von Gauthier Dance beauftragt, mit THE BLACK PAINTING (inspiriert durch den spanischen Maler Goya)ein neues Stück für das Repertoire zu kreieren. Im 2016 fand die Premiere der multi-sensorischen Produktion KHÔRA in einer Zusammenarbeit mit Food Artist Remco Vellinga, dem visuellen Designer Bart Hess sowie dem Komponisten Michiel Jansen statt. Linning wurde in 2016 von Iris van Herpen eingeladen, mit ihr für ihre SEIJAKU Couture-Show auf der Pariser Modewoche zusammenzuarbeiten.

Im Frühjahr 2017 nahm Linning die Produktion BACON im Zusammenhang einer Retrospektive des Malers Francis Bacon in der Staatsgalerie Stuttgart wieder auf. Hier arbeitete Linning mit dem Komponisten Jacob ter Veldhuis, dem Szenografen Jan Boiten und der Video-Designerin Juliane Noß zusammen.

In ihrer letzten Spielzeit in Heidelberg kreierte Linning 2017 die Tanzproduktion DUSK mit Musik von Gustav Mahler, Arvo Pärt und John Adams, live gespielt vom Philharmonischen Orchester Heidelberg. 

Linning verließ nach sechs Jahren ihre Heidelberger Wirkungsstätte im Sommer 2018 um sich neuen Herausforderungen zu stellen und ihre künstlerische Arbeit verstärkt über internationale Partnerschaften mit Theatern, Museen, Künstlern, Kompanien und Festivals fortzuführen.

Sie kuratierte 2018 und 2019 das Tanzprogramm der Festspiele Ludwigshafen und tourte europaweit mit ihrer eigenen Company die Erfogsproduktionen ENDLESS SONG OF SILENCE und BACON. 2019 kreierte sie DOUBLE HELIX, ein performatives Ausstellungskonzept in Zusammenarbeit mit Designer Bart Hess. Das Stuttgarter Ballett und das Deutsche Nationaltheater Weimar luden Linning ein, die Choreografie REVOLT für 16 Tänzer*nnen anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums zu entwickeln. Im selben Jahr entstand für das Bayerische Staatsballett und die Opernfestspiele München in der Reithalle München das Auftragswerk DUO für 19 Tänzer*innen und 9 Musiker*innen in Zusammenarbeit mit dem griechischen Architekten und Designer Alexandros Tsolakis und dem dänischen Komponisten Hans Abrahamsen im Dirigat Georg Mayrhofer.

2020 arbeitete Nanine Linning mit der Regisseurin Monique Wagemakers und der Künstlerin Lonneke Gordijn (Studio DRIFT) und der Dance Company Nanine Linning an der Nederlandse Reisopera an ihrer dritten Opernproduktion, Monteverdis L’ORFEO. Gemeinsam mit dem Nederlands Kamerkoor brachte sie zudem im Oktober 2020 Orlando di Lasso’s Meisterwerk TEARS OF PETER auf die Bühne. 

Der Dirigent und GMD Teodor Currentzis lud Nanine Linning 2021 ein, PULCINELLA SUITE für sieben Tänzer*innen und sein Ensemble musicAeterna in St. Petersburg und Auftraggeber Cartier zu schaffen. Darüber hinaus lud er sie ein, im Juni 2021 mit der Dance Company Nanine Linning und Tänzer*innen aus Moskau, St.Petersburg und Perm, das performative Ausstellungskonzept DOUBLE HELIX beim Diaghilev-Festival in Perm aufzuführen. 

2021 feierte Linning mit der Kreation LA VOIX HUMAINE für das Boston Ballet ihr erfolgreiches Debüt in den USA. Poulencs und Cocteaus Monooper LA VOIX HUMAINE, choreographierte sie in Form eines Tanzfilms, der für eine Reihe von Filmfestivals in Venedig, London, New York und Lissabon ausgewählt wurde. 

ANIMA OBSCURA - ihre neueste abendfüllende Multimedia-Produktion im Rahmen von D3 - Dance meets Digital wurde im Oktober 2021 am Theater Bielefeld mit Musik von J. Brahms Ein Deutsches Requiem und neuen Kompositionen von Yannis Kyriakides uraufgefürt.

Während der Pariser Modewoche 2022 arbeitete sie mit dem japanischen Haute-Couture-Designer an seiner ShowLIMINAL mit Pariser Tänzer*innen zusammen. Sie schuf mit Musicaeterna und dem ukrainischen Komponisten Alexey Retinsky ein neues Werk für 4 Tänzer und 5 Musiker mit dem Titel BRIDE SONG.

Ensembles wie das des Konzert Theater Bern (REQUIEM, für das sie 2015 mit dem Schweizer Tanzpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur geehrt wurde), des Thüringer Staatsballetts (ZERO), der Szeged Dance Company/Ungarn (THE BLACK PAINTINGS, extended version) und der Oper Halle (HIERONYMUS B.) haben ihre Choreografien in das Repertoire der Häuser aufgenommen. Sie gibt Masterclasses an der Universität Zürich und für Musicaeterna für Tänzer*innen und Dirigent*innen in Moskau, Wien und Luzern.

Nanine Linning erhielt für Ihr Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Im Jahr 2000 wurde sie für den holländischen Kulturpreis nominiert, im Jahr 2002 erhielt sie den Perspektiv-Preis und 2003 den Philip-Morris-Kunstpreis für ihr Gesamtwerk. Das Magazin Quote bezeichnete sie 2008 als „Business Woman des Jahres 2008“ und das Magazin Viva wählte sie im selben Jahr unter die 400 erfolgreichsten Frauen der Niederlande. 2017 ehrte NRC Culture Top 100 sie als „Most Innovative Artist and Entrepeneur 2017 der Niederlande”. 2019 wurde sie zur Ehrenkünstlerin des Parktheater Eindhoven ernannt.